Fokus-Thema:
Coronavirus: Langer Atem in turbulenten Zeiten

Korrigierte Wirtschaftsprognosen, sinkende Ölpreise, schwankende Kapitalmärkte – Stefan Amenda, Leiter Multi Asset der MEAG, erläutert die Folgen des Corona-Virus und seine Anlagestrategie in unsicheren Zeiten.
 

Herr Amenda, wie sieht die wirtschaftliche Lage derzeit aus?

Wir rechnen damit, dass sich die Wirtschaft eintrübt. Statt der ursprünglich erwarteten wirtschaftlichen Erholung geht es jetzt eher erst einmal in die andere Richtung. Dabei kommen von der Krankheit selbst nach wie vor die geringsten wirtschaftlichen Auswirkungen. Den erheblichen größeren Effekt haben die eindämmenden Maßnahmen, die zusätzlich von einer großen Verunsicherung begleitet werden.

Blicken wir auf den Ölmarkt. Wie beurteilen Sie dort die Situation?

Russland wollte die vorgeschlagenen Produktionskürzungen der OPEC, einem Zusammenschluss erdölproduzierender Staaten, nicht mittragen. Daraufhin hat Saudi-Arabien die Fördermenge erhöht – als Konsequenz ist der Ölpreis drastisch gefallen. Dieser politische Konflikt und die Uneinigkeit innerhalb der OPEC haben die Märkte zusätzlich belastet. Die Unsicherheit wirkt sich auf den gesamten Rohstoffsektor aus, sodass die Schwankungen an den weltweiten Kapitalmärkten zunehmen. Doch es gibt auch einen positiven Effekt. Die sinkenden Mineralölpreise entlasten nicht nur ein Stück weit den privaten Verbrauch, sondern helfen auch besonders betroffenen Unternehmen - zum Beispiel aus dem Segment Transport und Verkehr.

Helfen expansive geld- bzw. fiskalpolitische Maßnahmen, oder ist mit einer Beruhigung der Märkte erst zu rechnen, wenn die Verbreitung des Corona-Virus faktisch als gestoppt gilt?

Die Stimmung an den Kapitalmärkten schwankt. Einen Großteil der Unsicherheit haben die Börsenkurse bereits eingepreist. Mit staatlichen Hilfsmaßnahmen lassen sich bestimmte Härtegrade der Folgen abmildern, aber ein vollständiger Ausgleich wird nicht möglich sein. Die Europäische Zentralbank wird bis Ende des Jahres 120 Milliarden Euro zusätzlich in Anleihenkäufe stecken. Damit soll die Konjunktur gestärkt werden. Über günstige Kredite werden dann auch kleine und mittlere Unternehmen profitieren – das ist jedenfalls die Hoffnung. Die Schwankungen an den Kapitalmärkten werden jedoch erst abnehmen, wenn sich die Zuversicht durchsetzt, dass eine Eindämmung des neuartigen Virus gelingt.

Wir reagieren tagesaktuell und betreiben ein verstärktes Risikomanagement.

Stefan Amenda, Leiter Multi Asset

Es gibt Stimmen, die sagen, eine ganz normale Influenza fordert viel mehr Tote, und wenn der Sommer kommt, wird sich das Thema von selbst erledigen. Was halten Sie davon?

Das mag zwar zutreffen, hilft uns aber kurzfristig nicht weiter. Als Fondsmanager müssen wir die Gelder unserer Anleger möglichst unbeschadet durch die Turbulenzen bringen. Daher bewerten wir die Situation an den Kapitalmärkten zum jetzigen Zeitpunkt jeden Tag neu und positionieren uns entsprechend unserer Einschätzung.

Wie sieht diese Positionierung aktuell aus?

Wir sind defensiver aufgestellt. Aktienpositionen haben wir reduziert und sichere Anleihen haben ein höheres Gewicht. Wir reagieren tagesaktuell und betreiben ein verstärktes Risikomanagement.

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