Wie können Unternehmen beruflichen Entwicklungs- und Karrierechancen fördern?
Die Digitalisierung gibt den Unternehmen im Moment nahezu eine Steilvorlage, um tradierte Präsenzkulturen und starre Karrierevorstellungen aufzubrechen und nicht-lineare Entwicklungswege zu legitimieren. Gefragt ist ein neues Karriereverständnis, das den Menschen ermöglicht, ihre Karriere souverän zu gestalten und den Karriereprozess für das Leben und damit vor allem für Frauen zu öffnen.
Außerdem, wenn Beschäftigte agil sind und sich permanent weiterentwickeln, müssen Unternehmen dies auch incentivieren: durch lebensphasensensible Entwicklungskonzepte, ‚späte Karrieren‘ und durch ‚Karriere in Teilzeit‘.
Welche Botschaft möchten Sie uns mit auf die digitale Reise geben?
Mit der Digitalisierung erleben wir einen epochalen Umbruch. Daher benötigen wir eine Leitvorstellung, wie wir den digitalen Umbruch im Sinne der Menschen und der Gesellschaft gestalten können. Die grundlegenden Veränderungen in den Unternehmen dürfen wir nicht über die Köpfe der Mitarbeiter hinweg vorantreiben. Es braucht daher eine Perspektive, die die Beschäftigten und ihren Beitrag sowie deren Bedürfnisse in den Mittelpunkt rückt und sie an der Ausgestaltung der neuen Arbeitswelt beteiligt.
Digitalisierung muss die Menschen adressieren und ihnen Lust auf Zukunft machen. Wenn wir konsequent über die Auswirkungen von Digitalisierung auf beide Geschlechter, Frauen und Männer, nachdenken, finden wir auch Lösungen für alle. Chancengleichheit gibt es nur, wenn wir die Männer bei diesen Überlegungen mitnehmen. Die Entwicklungschancen von Frauen sind somit der Lackmustest für eine menschengerechte und nachhaltige Gestaltung der Arbeitswelt von morgen.
Das Gespräch führte Sabine Palka
Fotograf: Ingo Cordes