Gutes Risikomanagement ist gefragt

Momentan bewegen uns viele Themen: mögliche Rezession, hohe Inflation, steigende Corona-Fallzahlen sowie der ungewisse Ausgang des Ukraine-Krieges. Doch welche Auswirkungen haben diese auf die Kapitalmärkte? Stefan Amenda, Head of Equity & Multi Asset, gibt Antworten auf die drängenden Fragen.

Herr Amenda, die Kapitalmärkte bleiben unter Druck. Womit müssen wir rechnen?

Die jüngsten Inflationszahlen bewegen sich in Richtung des zweistelligen Bereiches. Bei den vorgelagerten Prozessen haben Kennzahlen dieses Niveau bereits erreicht. Die Inflation ist also nur zum Teil beim Verbraucher angekommen, wir könnten daher sogar noch weitere Steigerungen sehen. Die Zentralbanken, voran die US-Notenbank, steuern dagegen. Doch dies geschieht zu zögerlich. Die Europäische Zentralbank hat höhere Zinsen bislang nur angekündigt und ist damit viel zu spät dran. 

Was bedeutet das für den Anleihemarkt?

Aktuell sehen wir an den Anleihemärkten stark steigende Zinsen am kurzen Ende. Dabei gehen die Zinsaufschläge für die Bonitätsrisiken auseinander. Obwohl Staaten mit vergleichsweise soliden Finanzen davon weniger betroffen sind, haben deren Anleihekurse deutlich nachgegeben. Anleihen anderer Staaten sind noch stärker von Kursverlusten betroffen. Da wir steigende Zinsen der Anleihen erwartet haben, haben wir relativ zum Markt weniger Blessuren davongetragen. Das Ausmaß haben wir aber so nicht vorhergesehen.

Welche weitere Entwicklung erwarten Sie vor diesem Hintergrund?

Die Turbulenzen dürften anhalten. Immerhin bestehen gute Aussichten, dass wir mit einer klugen, wohlabgewogenen Politik einigermaßen passabel durch diese schwierige Lage kommen. Von Schreckgespenstern – wie der vielzitierten Hyperinflation von 1923 – sind wir weit entfernt. Die Inflation ist getrieben von den Energiepreisen und der Unterbrechung der weltweiten Lieferketten. Sie drückt aber auch aus, dass der Arbeitsmarkt leergefegt ist. Die Folge: Unternehmen haben Schwierigkeiten, alle Aufträge zeitnah abzuarbeiten. Zum Teil können sie auch die Preise deswegen erhöhen, weil es den Wettbewerbern nicht anders ergeht.

Derzeit läuft es auch für Aktien nicht besonders gut. Wie reagieren Sie darauf?

Wir hatten in der Tat einige Tage, an denen neben Anleihen auch die Aktien unter Druck kamen. Die Herausforderung war weniger, dass die Kurse beider großen liquiden Assetklassen gleichzeitig sanken. Das geschieht gelegentlich. Doch die Stärke der Bewegung war außergewöhnlich. In solchen Phasen ist gutes Risikomanagement gefragt. An solch kritischen Tagen kommt es auch darauf an, möglichst wenige Einbußen hinnehmen zu müssen. Wir nutzen sie auch, um uns für kommende Aufwärtsbewegungen in bestimmten Segmenten zu positionieren.

Immerhin bestehen gute Aussichten, dass wir mit einer klugen, wohlabgewogenen Politik einigermaßen passabel durch diese schwierige Lage kommen.

Stefan Amenda, Leiter Equity & Multi Asset

An welche Segmente denken Sie da?

Bei den Aktien setzen wir auf Unternehmen mit einer soliden Kapitalausstattung und starken Bilanzen. Das sind Aktiengesellschaften, die etwas aushalten, wenn es hart auf hart kommt. Solche Unternehmen sehen wir in den Branchen Chemie und Automobil. Es gibt auch Unternehmen wie die Banken, die von steigenden Zinsen profitieren können. In Summe sind neben dem guten Risikomanagement Kompetenz und Erfahrung gefragt. Beides haben wir während der Dotcom-Krise, der Euro-/Verschuldungskrise sowie in der Corona-Krise gesammelt und gezeigt, dass wir Krise können. Auch wenn es an manchen Tagen anstrengend und mühsam ist.

Sollen Anleger jetzt kaufen?

Viele Anleger sind besonnen und verhalten sich vorausschauend. Sie haben in den riskanteren Anlagearten nur das Geld investiert, das sie absehbar nicht benötigen. Sie können also unruhige Phasen an den Märkten aussitzen und auf eine langfristige Erholung setzen. In schwierigen Phasen hat es in der Vergangenheit oft günstige Einstiegszeitpunkte für Engagements gegeben. Wer insbesondere auf die Zukunft setzt, findet in einem global gestreuten Portfolio, wie dem MEAG GlobalAktien, eine gute Gelegenheit, auf langfristige Trends zu setzen und von ihnen zu profitieren.