Es geht voran

Nach einem überraschend schwierigen Jahr 2022 scheinen sich die Märkte wieder zu beruhigen. Unsicherheitsfaktoren wie der Ukraine-Krieg und Schreckgespenster wie die Inflation beeinflussen zwar noch das Geschehen. Doch dürfte 2023 für Aktien- und Anleihemärkte interessant werden.

„Die Zuversicht überwiegt“ – so lautete die Überschrift unseres Jahresausblicks 2022. Wir konnten nicht wissen, dass es zu einem Krieg in der Ukraine kommen würde, mit weitreichenden Folgen für die globale Wirtschaftsaktivität. Das Inflationsproblem hingegen hatte sich seinerzeit bereits deutlich abgezeichnet. Zwar waren die Versorgungsengpässe bei Nahrungsmitteln und Energie infolge des Kriegs in der Ukraine noch nicht bekannt, doch die Preissteigerungsraten bei Rohstoffen und Vorprodukten auf der Produzentenebene waren bereits im Herbst 2021 auf Rekordkurs. Und die bange Frage lautete: Geraten wir in eine Preis-Lohn-Spirale, würden also die Preise die Löhne nach oben treiben und diese ihrerseits wiederum die Preise? Das lässt sich auch heute noch nicht abschließend beantworten. Wir werden mit Zweitrundeneffekten rechnen müssen. Wie deutlich diese ausfallen werden, bleibt abzuwarten.

Höhere Zinsen eingepreist
Richten wir unseren Blick auf das neue Jahr: Die Inflationseindämmung dürfte die Zentralbanken auch 2023 weiter beschäftigen. Sowohl die US-Notenbank FED als auch die Europäische Zentralbank EZB sind entschlossen, die geldpolitischen Zügel weiter zu straffen. Die Märkte haben die nächsten Zinsschritte bereits zum großen Teil verarbeitet. Kommen die Zinserhöhungen wie erwartet, dürften sich die Marktreaktionen in Grenzen halten. In den USA macht die FED keinen Hehl daraus, für die Eindämmung der Inflation die Wirtschaftsaktivität notfalls auch schärfer abzubremsen und eine Rezession in Kauf zu nehmen.
In Europa hingegen tut sich die EZB aus politischen Gründen schwer, mit allzu starken Zinsschritten eine Rezession zu riskieren. Dabei spielt auch eine Rolle, dass es keine einheitliche Haltung innerhalb der Eurozone zur Inflation gibt. Manche Länder, wie beispielsweise Deutschland, hegen eine große Abneigung gegen die Inflation. Auf der anderen Seite stehen einige Mittelmeerländer, in denen höhere Inflationsraten Tradition haben und die in der Vergangenheit, zumindest nach eigener Einschätzung, damit einigermaßen gut zurechtgekommen sind. Die zuletzt veröffentlichten Zahlen zu den Inflationsraten blieben etwas hinter den Erwartungen zurück und stimmen deshalb zuversichtlich. Doch der Kampf gegen die Inflation geht weiter. Das Hin und Her werden auch die Kapitalmärkte widerspiegeln.

Aktien – auch 2023 interessant
Der Jahresauftakt 2023 bei den Aktien stimmt zuversichtlich. Die höheren Schwankungen am Aktienmarkt dürften uns zwar auf absehbare Zeit erhalten bleiben. Verantwortlich dafür sind Unsicherheiten im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine und seinen Auswirkungen und Folgen, das Pandemiegeschehen im Absatz- und Beschaffungsmarkt China und damit auch Störungen von Lieferketten sowie die unterschiedlichen Fortschritte bei der Inflationsbekämpfung. Für den aktiven Fondsmanager bieten sich gerade in einem schwankungsfreudigen Umfeld gute Chancen, langfristig attraktive Werte zu ausbaufähigen Kursen nachzukaufen.
Für langfristig orientierte Anleger gibt es ohnehin kaum eine Alternative. Wer für die Altersvorsorge oder den Vermögensaufbau auf lange Sicht anlegt, kommt entsprechend seiner individuellen Chance-/Risikoneigung an Aktien kaum vorbei. Temporäre Schwächephasen kann der langfristige Anleger aussitzen, sofern er seine Anlegergelder breit über verschiedene Titel in einem Investmentfonds gestreut hat.

Sichere Anleihen – wieder attraktiv
2023 könnte zum Jahr der Anleihen werden. Die Renditen der Anleihen sind auf ein langfristig auskömmliches Niveau zurückgekehrt. Wer heute auf fünf oder zehn Jahre in sichere Anleihen investiert, erwirtschaftet eine positive Rendite, die es lange Zeit so nicht mehr gegeben hat. Sollten sich die Inflationsraten auf längere Sicht leicht rückläufig entwickeln, die Zentralbanken ihren restriktiven Kurs – aus Rücksicht auf wirtschaftliche Verwerfungen mit angemessener Geduld – beibehalten, dann besteht durchaus die Möglichkeit für ein Szenario, in dem mit einem Einstieg oder Wiedereinstieg in Anleihen gutes Geld verdient werden kann.

Wer für die Altersvorsorge oder den Vermögensaufbau auf lange Sicht anlegt, kommt entsprechend seiner individuellen Chance-/Risikoneigung an Aktien kaum vorbei.

Stefan Amenda, Leiter Multi Asset

Multi Asset – eine gute Wahl

Für Anleger in gemischten Portfolios aus Anleihen und Aktien geht es voran. Anleihen haben ihre Rolle als vergleichsweise verlässlicher Renditelieferant wiedergefunden und können damit auch ihre Funktion als Stabilitätsanker erfüllen. Aktien komplettieren die zwischen den Polen Chance und Risiko ausgewogene Kapitalanlage. Multi Asset eignet sich nicht nur hervorragend für die Einmalanlage, sondern auch als Sparplan, gerade in Zeiten volatiler Märkte. Auf die lange Sicht profitiert der Anleger erfahrungsgemäß von der Entwicklung an den Kapitalmärkten und kommt so auf dem Weg voran, seine Anlageziele zu erreichen.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen zum einen alles Gute für das Anlagejahr 2023 als auch, wie gewohnt, beste Gesundheit!

Ihr Stefan Amenda