Bye-bye, Inflation?

Die Energiepreise sind rückläufig. Haben wir bei der Inflation das Schlimmste bereits überstanden? Geht es jetzt aufwärts an den Märkten? Diese und andere Fragen beantwortet Stefan Amenda, Leiter Aktien und Multi Asset der MEAG. 

Die Inflation geht zurück, sind schon bald wieder Zinssenkungen von den Zentralbanken zu erwarten?

Die zurückgehenden Preissteigerungen sollten nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Weg bis zu einer Inflationsrate von etwa zwei Prozent lang und steinig sein wird. Der Bremsklotz dabei sind die zu erwartenden Preissteigerungen. Konsumenten und Produzenten werden nur langsam und schrittweise ihre Erwartungen anpassen. Bis dahin sollten beziehungsweise müssen die Zentralbanken an ihrem restriktiven Kurs festhalten. Dementsprechend werden nach unserer Erwartung die angekündigten Zinserhöhungen in zwei Schritten mit jeweils 0,5 Prozent von der Europäischen Zentralbank umgesetzt werden. Zinssenkungen noch in diesem Jahr sind aus heutiger Sicht unrealistisch.

Was bedeutet dies für die Finanzmärkte?

Die überraschend stabile Wirtschaft in den USA und der Eurozone brachte einen überaus positiven Start ins Anlagejahr 2023. Gleichzeitig wird die robuste Konjunktur die Notenbanken in ihrem restriktiveren geldpolitischen Kurs bestärken, sollte die Kerninflation (ohne Energiepreise und Nahrungsmittelpreise) hoch und der Arbeitsmarkt fest bleiben. Voraussichtlich sind die kommenden Zinserhöhungen bereits eingepreist. Die wirtschaftlichen Aussichten hellen sich zunehmend auf. Dennoch schwellen im Hintergrund noch geopolitische Unsicherheiten und weitere Risiken. Wir gehen von einem positiveren Jahr für die Finanzmärkte als im Vorjahr aus. Allerdings sind einige und auch höhere Kursschwankungen im derzeit volatilen Umfeld möglich.

Die Zinsen haben ein auskömmliches Niveau erreicht. Sollten Anleger nun Anleihen kaufen?

Selbst Anleihen guter Bonität bieten wieder eine attraktive laufende Rendite. Zudem ist das Risiko von nachgebenden Kursen dieser Schuldverschreibungen deutlich geringer als im vergangenen Niedrigzinsumfeld. Zwar sind die Renditeaufschläge von Unternehmensanleihen deutlich zurückgegangen, doch kompensieren sie ein mögliches Ausfallrisiko angemessen. Sie sind daher im akzeptablen Bereich. Nach dem euphorischen Start in das Jahr sehen wir gute Einstiegsmöglichkeiten. Diese könnten sich im Laufe des Jahres noch weiter verbessern. 

Die überraschend stabile Wirtschaft in den USA und der Eurozone brachte einen überaus positiven Start ins Anlagejahr 2023.

Stefan Amenda, Leiter Equity & Multi Asset

Was bedeutet dies für die Anlagestrategie?

Bezüglich der Anleihen liegt der Schwerpunkt vor allem durch eine vorteilhafte Auswahl von Titeln auf der Erzielung von Zusatzerträgen. Das Jahr 2023 hat das Potenzial, ein gutes Anleihejahr zu werden. Der hohe laufende Ertrag federt mögliche Verluste durch Marktbewegungen ab. Dies spricht für eine stärkere Berücksichtigung von Anleihen bei der Portfolioallokation. Bei den Aktien sehen wir nach einem fulminanten Start ins Jahr ein positives Momentum, das getragen von einer positiven Berichts- und Dividendensaison gutes Potenzial für weitere positive Überraschungen hat. Abschließend sollte allerdings auch hier vermehrt auf eine Auswahl qualitätsorientierter Werte geachtet werden.