Schon gewusst?

Ratingagenturen sind private Unternehmen, die sich auf die Bewertung der Kreditwürdigkeit von Staaten, Unternehmen, Finanzprodukten und anderen Emittenten von Wertpapieren spezialisiert haben. Sie analysieren die finanzielle Solidität von Unternehmen, Staaten und anderen Emittenten und bewerten die Fähigkeit dieser Emittenten, ihre finanziellen Verpflichtungen, wie Zinszahlungen und Tilgungen von Schulden, zu erfüllen. Zusätzlich können auch Finanzprodukte wie Anleihen oder strukturierte Wertpapiere bewertet werden. Hierbei untersuchen sie die Qualität der zugrunde liegenden Vermögenswerte und die Wahrscheinlichkeit von Ausfällen. Für das Rating sammeln die Agenturen öffentlich zugängliche Daten und werten diese anhand bestimmter Gewichtungen und statistischer Ratingfunktionen aus. In die Bewertung fließen auch qualitative Faktoren ein, wie beispielsweise die Managementqualität und Unternehmensstrategie. Die Bewertungen der Ratingagenturen werden in Form von Ratings oder Bonitätsnoten ausgedrückt. Diese Ratings reichen von höchster Qualität (z. B. „AAA“) bis hin zu unterschiedlichen Stufen der Spekulation oder des Risikos. Unterhalb von „BBB“ wird die Kreditqualität als Non-Investment-Grade bezeichnet. Je höher das Rating, desto geringer wird das Ausfallrisiko des Unternehmens bzw. des Staates eingeschätzt. Zugleich erhöhen sich in aller Regel unter sonst gleichen Umständen bei niedrigeren Ratings die Kosten für die Beschaffung von Kapital, da Investoren höhere Zinsen verlangen, um das zusätzliche Risiko zu kompensieren.

Daher sind Ratings für Investoren, Banken und andere Marktteilnehmer von entscheidender Bedeutung, um fundierte Investitionsentscheidungen zu treffen. Der Markt wird von den US-Unternehmen Moody’s, Standard & Poor’s und Fitch Ratings dominiert. Das Ziel ist die Lieferung objektiver und unvoreingenommener Bewertungen. Losgelöst davon gibt es jedoch immer wieder Diskussionen hinsichtlich potenzieller Interessenkonflikte und mangelnder Transparenz. Häufig wird in Hinblick auf potenzielle Interessenkonflikte kritisiert, dass Emittenten die Ratingagenturen für ihre Dienstleistungen bezahlen und dadurch tendenziell die Unabhängigkeit leidet. Bewertungen von Ratingagenturen gelten als zukunftsorientierte Meinungen und stellen keine Prognose oder Empfehlung dar. Dennoch hat die Einschätzung von Ratingagenturen bereits seit vielen Jahrzehnten einen großen Einfluss auf die Stabilität der Finanzmärkte und das Vertrauen der Anleger und Sparer in Investmentprodukte.