Märkte & Trends 08/2023

Fokus-Thema:
Für eine bessere Altersvorsorge

Für eine bessere Altersvorsorge

Schon gewusst?

Ratingagenturen – ihre Bedeutung für die Kapitalmärkte

Lesen

Aktien als potenzieller Inflationsschutz?

Lesen

Märkte im Überblick

 

Kapitalmarktindizes 15.08.2023 + / - Ultimo Vormonat  + / - Jahresbeginn

Aktien Deutschland (DAX®)

15767,28 -1,25 13,24

Aktien Europa (EURO STOXX® 50)

4288,57 -1,59 13,05

Dow Jones Industrials (PRICE INDEX)

34946,39 2,31 5,43

MSCI WORLD U$ (PRICE INDEX)

2948,22 -2,31 13,28

Renten Deutschland (RexP)

123,37 0,76 -1,88
Währung Euro/US-Dollar 1,12 3,03 250

Quelle: Refinitiv, Werte seit Jahresbeginn und zur letzten Monatsmitte in Prozent.

DAX® ist eine eingetragene Marke der Deutsche Börse AG

EURO STOXX® ist eine eingetragene Marke von STOXX Limited

Anlageklassen im Überblick

Die allgemeine Risikoneigung bleibt neutral bis negativ

Die Wachstumsdynamik lässt nach, die Zinsen steigen weiter und die Kerninflationsraten sinken nur langsam, was ein günstiges „Goldilocks“-Szenario unwahrscheinlicher macht. In den westlichen Industrieländern hat sich die Gesamtinflation aufgrund von Basiseffekten bei den Öl und Nahrungsmittelpreisen zwar deutlich abgeschwächt, die Kerninflation bleibt jedoch hartnäckig und dürfte nur allmählich zurückgehen. Obwohl sich der Zinserhöhungszyklus der großen Zentralbanken dem Ende zuneigt, bleibt die Kerninflation hartnäckig hoch, was die Hoffnung auf Zinssenkungen weiter in die Zukunft verschiebt. Trotz solider Zahlen für das 2. Quartal hat sich das Wachstum in den USA und China deutlich verlangsamt bzw. ist wie im Euroraum schwach geblieben. Allerdings könnte der CHIPS Act in den USA zu erheblichen Investitionen in entsprechende Produktionsstrukturen führen. Die hohen Zinsen belasten jedoch weiterhin die Investitionstätigkeit, während sich der US-Arbeitsmarkt in Richtung eines besseren Gleichgewichts zwischen Angebot und Nachfrage entwickelt.

Eine Stagnation des Wachstums in der westlichen Welt wird in der zweiten Jahreshälfte immer wahrscheinlicher. In China könnten angesichts der Wachstumsschwäche und der Deflationsgefahren weitere Konjunkturmaßnahmen ergriffen werden, da die Lockerung der Geldpolitik noch nicht die gewünschte Wirkung gezeigt hat. Wir rechnen damit, dass China seine Wachstumsziele verfehlen könnte. Dies dürfte Europa stärker treffen als die USA. Zudem könnten die fiskalischen Impulse außerhalb Chinas nachlassen und das Wachstum bremsen. Insgesamt bleibt das Risiko temporärer Abwertungen risikobehafteter Anlagen bestehen, da sich die makroökonomischen Aussichten schlechter entwickeln könnten als bisher erwartet. Das Kapitalmarktumfeld bleibt herausfordernd, und Liquidität ist wieder ein ernst zu nehmender Konkurrent für alle anderen Anlageklassen.

 So lesen Sie die Tabelle richtig  

 

Attraktiv

Mehrheitlich
attraktiv

Neutral

weniger
attraktiv

Unattraktiv

 

 

 

 

 

 

 

 

Anlageklassen  Einschätzung Kommentar
Aktien

Die US-Wirtschaft wächst weiterhin stärker als allgemein erwartet, wenn auch mit nachlassender Dynamik. Die Eurozone spürt jedoch Gegenwind, da sie stärker von der globalen Produktion und dem chinesischen Wachstum abhängig ist. Die US-Unternehmen haben in der letzten Berichtssaison besser
abgeschnitten als ihre europäischen Pendants, was vor allem auf die Stärke des Binnenkonsums und die größere Exposition gegenüber aktuellen Technologie- und Gesundheitstrends zurückzuführen ist. Dennoch blieben die US-Indizes hinter den europäischen zurück, was vermutlich auf eine zinsinduzierte Neubewertung im ruhigen Sommer zurückzuführen ist. Dennoch bevorzugen wir kurzfristig US-Aktien gegenüber europäischen Aktien. Generell dürften sich Aktien auch in naher Zukunft besser entwickeln als Anleihen, sofern die Zentralbanken nicht unerwartet restriktivere Maßnahmen ergreifen.

Renten

Die Inflation könnte ein Problem bleiben, da die disinflationäre Dynamik nachlässt und Faktoren wie steigende Rohstoffpreise und bevorstehende Basiseffekte Risiken für die Kerninflationsraten darstellen. EZB und FED konzentrieren sich weiterhin auf die Inflationsbekämpfung, sodass der Zinspfad
bis Ende 2023 weitgehend klar sein dürfte. Die von den Marktteilnehmern eingepreisten Zinssenkungserwartungen für die USA erscheinen derzeit im Vergleich zu anderen Währungen überbewertet. Die Inflationsentwicklung und die Suche nach dem realen Gleichgewichtszins dürften die
Preisbildung an den Staatsanleihemärkten im ersten Halbjahr 2024 dominieren. Das Nettoangebot wird aufgrund der Verkürzung der Zentralbankbilanzen und der zunehmenden Emissionstätigkeit in allen festverzinslichen Anlageklassen steigen. Die Fundamentaldaten zeigen einen starken Konsum und die Fiskalpolitik wirkt weiterhin unterstützend, aber die Inflation bleibt zu hoch. Die Zentralbankpolitik dürfte daher, wie bereits erwähnt, bis auf Weiteres restriktiv bleiben.

Die Wiederaufnahme der Neuemissionstätigkeit nach der Sommerpause könnte Druck auf die Risikoaufschläge von Unternehmensanleihen ausüben. Die Nachfrage nach Unternehmensanleihen ist derzeit noch stabil, allerdings stellen die höheren Renditen von Staatsanleihen eine konkurrierende und ebenfalls interessante Anlagealternative dar. Weitere Risiken könnten sich aus möglichen Fehlentscheidungen der Zentralbanken, schwächeren Konjunkturdaten, anhaltender Zinsvolatilität, geopolitischen Spannungen sowie unerwarteten Gewinnwarnungen von Unternehmen ergeben. Die Aussichten könnten sich jedoch aufhellen, wenn die Kerninflationsraten niedriger als erwartet ausfallen, die Zentralbanken ihre Politik ändern, ohne der Wirtschaft vorher Schaden zuzufügen und die Unternehmen den strengeren Kreditstandards standhalten. Während sich der Inflationsrückgang in den Schwellenländern fortsetzen dürfte, belasten höhere Mittelabflüsse und die Erwartung einer stärkeren Emissionstätigkeit die Märkte. Was die Fundamentaldaten betrifft, so ist der Finanzierungsbedarf in den Schwellenländern nach wie vor hoch, insbesondere bei Hochzinsanleihen, und der Trend zur Disinflation setzt sich fort. Schwellenländeranleihen in EUR und USD sind insgesamt hoch bewertet, wobei nur noch B-Ratings attraktiv erscheinen. Insgesamt haben sich die Renditekurven abgeflacht und viele Renditekurven preisen bereits disinflationäre Tendenzen ein.

Rohstoffe

Gegenüber Rohstoffen sind wir nach wie vor neutral eingestellt, da die hohe Volatilität zur Vorsicht mahnt.

Liquidität Angesichts der weiterhin attraktiven Renditen, insbesondere für kurze Laufzeiten von Emittenten hoher Qualität an den EU-Anleihemärkten, schätzen wir Liquidität relativ dazu weiterhin als neutral ein.

 

Aktuelle Markttreiber:

  1. Wachstum: Eine weitere Beschleunigung des Wachstums erscheint angesichts der zuletzt schwächeren Wachstumsdynamik in China unwahrscheinlich. Wir erwarten daher für die westliche Welt eine Stagnation für das zweite Halbjahr 2023. Eine Ausnahme könnten die USA bilden, wo der Konsum robust bleibt und die Wachstumsaussichten weiterhin gut sind. Sowohl die FED als auch die EZB dürften sich dem Ende ihres Zinserhöhungszyklus nähern. Der anhaltende, aber allmähliche Rückgang der Inflation ermöglicht eine Verlängerung des Konjunkturzyklus, was zu steileren Zinskurven und höheren Realzinsen führen dürfte.
  2. Zentralbankpolitik / Tapering / Inflation: Die Inflation (Gesamt- & Kerninflation) liegt weiterhin über dem Zielwert. Allerdings ist die Gesamtinflation in den letzten Monaten aufgrund günstiger Basiseffekte bei Nahrungsmitteln und Energie deutlich zurückgegangen. Gleichzeitig bleibt die Kerninflation hartnäckig und deutlich über dem Zielwert. Dies dürfte die Zentralbanken dazu zwingen, die Zinsen für einen längeren Zeitraum auf dem aktuellen Niveau zu belassen.
  3. Zentralbankliquidität: Die Überschussliquidität wird in diesem Jahr zurückgehen. In Kombination mit einem möglichen weiteren Anstieg der Realrenditen und einem höheren QT-Potenzial ergibt sich trotz einer möglichen Verlängerung des Konjunkturzyklus ein trübes Bild für risikobehaftete Anlagen.
  4. China: In China war das Wachstum in den letzten Monaten verhältnismäßig schlecht, und wir haben in der Folge mehr geldpolitische Anreize gesehen. Wir gehen nicht davon aus, dass dies ausreichen wird, um das Blatt zu wenden. Aufgrund der engen wirtschaftlichen Verflechtung mit China ist Europa von dieser Entwicklung am stärksten negativ betroffen.

Rechtlicher Hinweis:

Die rechtlichen Hinweise zu den einzelnen Investmentfonds entnehmen Sie bitte dem Verkaufsprospekt/Fondsporträt. Lesen Sie dazu bitte auch die allgemeinen Rechtlichen Hinweise. Geäußerte Prognosen oder Erwartungen sind mit Risiken und Ungewissheiten verbunden und die tatsächlichen Entwicklungen können hiervon wesentlich abweichen. MEAG behält sich Änderungen der geschilderten Einschätzungen vor und ist nicht verpflichtet, diese Unterlage zu aktualisieren. Wertentwicklungen und Auszeichnungen in der Vergangenheit sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Wertentwicklungen und Auszeichnungen.

 

 

Deutschland im Wettbewerb

Deutschland im Wettbewerb

Stefan Amenda, Head of Equity & Multi Asset

Beim European Song Contest hat Deutschland schon lange nicht mehr viel zu melden, nach den Herren sind auch die Fußballdamen früh bei einem wichtigen Turnier ausgeschieden und auch wirtschaftlich stand das Land schon einmal besser da. Wie steht es um die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands? Stefan Amenda, Leiter Aktien und Multi-Asset, ordnet ein und gibt Orientierung.

Herr Amenda, der Internationale Währungsfonds (IWF), eine supranationale, überparteiliche und sehr renommierte Institution, hat Deutschland als einziges entwickeltes Land ein negatives Wirtschaftswachstum für dieses Jahr prognostiziert. Viele andere entwickelte Länder hingegen dürften ein positives Vorzeichen vorweisen. Was bremst die Konjunktur in unserem Land?

Die Einschätzung des IWF deckt sich zum einen mit der weithin geteilten Vermutung, dass Deutschland relativ schlecht aus der Pandemie herausgekommen ist. Außerdem hat Deutschland weiterhin schwer am doppelten Ausstieg aus Kernkraft und fossilen Energien zu kämpfen und ist vom Krieg in der Ukraine stärker betroffen als andere. Überdies hatte Deutschland als klassische Exportnation unter den Störungen der internationalen Lieferketten und der daraus bedingten erhöhten Lagerhaltung deutlicher zu leiden als andere Länder. Da ist einiges zusammengekommen.

Hat der Standort Deutschland an Attraktivität verloren?

Was man nicht unterschätzen darf: Die Diskussionen um das Gebäudeenergiegesetz hatten eine negative Abstrahl- und Fernwirkung. Auch die jüngst hohen bekannt gewordenen Subventionen, um Halbleiterunternehmen nach Deutschland zu locken, erwecken den Eindruck, ohne Subventionen kommt keine relevante Industrie mehr freiwillig nach Deutschland. Hier in München sehen wir aber beispielsweise, dass sich Apple, Amazon und Microsoft in größerem Stil angesiedelt haben, auch wenn die Standortentscheidungen dafür wohl schon eine gewisse Zeit zurückliegen dürften.

Sehen Sie eher eine temporäre oder eine dauerhafte Schwächung der Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands?

Der Internationale Währungsfonds hat die Konjunkturschwäche im laufenden Jahr thematisiert. Viel entscheidender ist aber die längerfristige Perspektive. Mit Blick darauf verfügt der Standort Deutschland über zentrale positive Eigenschaften: gut ausgebildete Fachkräfte und eine intakte öffentliche Infrastruktur, um nur zwei Beispiele zu geben. Richtig ist aber auch: Die Energiepreise sind hoch und dürften wohl weiter steigen, und die Inflation hält sich hartnäckig.

Kann Deutschland künftig im Wettbewerb wieder in der oberen Liga mitspielen?

Viele Faktoren sind kaum vorhersehbar: Die geopolitischen Unsicherheiten haben tendenziell zugenommen, bürokratische oder politische Entscheidungen können ebenfalls den Unternehmenserfolg wesentlich beeinflussen, zum Teil auch in einer Weise, die sehr schwer zu prognostizieren ist. Künftige politische Entscheidungen, auch in Abhängigkeit von Wahlentscheidungen oder dem gesellschaftlichen Stimmungsbild, lassen sich nur schwer ermitteln.

Was heißt das für den Anleger?

Es dürfte riskanter werden, auf einzelne Titel zu setzen. Deswegen sehen wir Investmentfonds als das Mittel der Wahl für langfristige Anlageentscheidungen. Eine breite Mischung und Streuung nivelliert das Einzelwertrisiko, ein professionelles Fondsmanagement beschäftigt sich nahezu rund um die Uhr mit der Wertanlage. Das entlastet den Anleger, der seine Freizeit anderweitig genießen kann.