Märkte & Trends 05/2023

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Mehr Privathaushalte setzen auf Investmentfonds

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Märkte im Überblick

 

Kapitalmarktindizes 15.05.2023 + / - Ultimo Vormonat  + / - Jahresbeginn

Aktien Deutschland (DAX®)

15917,24 0,69 14,32

Aktien Europa (EURO STOXX® 50)

4316,41 -1,69 13,78

Dow Jones Industrials (PRICE INDEX)

33.348,60 -1,59 0,61

MSCI WORLD U$ (PRICE INDEX)

2.819,47 -0,22 8,33

Renten Deutschland (RexP)

126,79 0,78 0,84
Währung Euro/US-Dollar 1,09 -1,29 1,81

Quelle: Refinitiv, Werte seit Jahresbeginn und zur letzten Monatsmitte in Prozent.

DAX® ist eine eingetragene Marke der Deutsche Börse AG

EURO STOXX® ist eine eingetragene Marke von STOXX Limited

Anlageklassen im Überblick

Die allgemeine Risikoneigung bleibt neutral

Die Unsicherheiten rund um die US-Schuldenobergrenze und das dadurch induzierte potenzielle Ausfallrisiko beeinflussen aktuell die Märkte. Das befürchtete politische Gerangel um die Schuldenobergrenze bis zur letzten Minute könnte in nächster Zeit starke Marktschwankungen auslösen. Weiter besteht ein erhöhtes Risiko, dass die Bankenkrise in den USA noch kein Ende gefunden hat. Die US-Bankeinlagen sinken weiter stark, teilweise aufgrund der Nutzung von Überschussersparnissen, die auf rund 500 Milliarden Dollar geschätzt werden. Gleichzeitig ziehen Geldmarktfonds aufgrund attraktiverer Zinsen vermehrt Kapital an. Investoren scheinen vorsichtig zu sein, worauf das Paradoxon von starken Märkten für Risikoanlagen und gleichzeitig niedrigen Staatsanleiherenditen hindeutet. Die Verbraucherdaten zeigen sich jedoch robust und treiben Aufwärtsrevisionen des Wachstumsausblicks an, was zum Teil der Entlastung durch die fallenden Energiepreise zuzuschreiben ist. Die Inflation sinkt, aber die Kerninflation bleibt insbesondere in Europa hoch, was den Zentralbanken wenig Spielraum für Zinssenkungen lässt. Das Kreditwachstum und die Kreditnachfrage haben sich verlangsamt, was die volkswirtschaftlichen Aussichten verschlechtern dürfte und in Folge das Risiko weiterer Zinserhöhungen in den USA mindert. Die EZB beobachtet die Lohninflation genau und es könnten aus unserer Sicht weitere Zinserhöhungen über den Sommer anstehen.

 So lesen Sie die Tabelle richtig  

 

Attraktiv

Mehrheitlich
attraktiv

Neutral

weniger
attraktiv

Unattraktiv

 

 

 

 

 

 

 

 

Anlageklassen  Einschätzung Kommentar
Aktien

Trotz der Probleme im Bankensektor und der ungelösten Fragen um die US-Schuldenobergrenze bleiben die Aktienmärkte erstaunlich stabil. Insbesondere das Comeback der Technologiewerte trägt zu dieser stabilen Entwicklung bei. Allerdings raten wir aufgrund eines sich möglicherweise abschwächenden Verbraucherklimas und steigender Rezessionswahrscheinlichkeiten zur Vorsicht. Zusätzlich sind die Ertragsrenditen im Einklang mit den niedrigeren realen Renditen gesunken, was eventuell darauf hindeutet, dass Unternehmen möglicherweise überbewertet sind, was wiederum Investoren abschrecken könnte. Obwohl die Stimmung der Marktteilnehmer nach wie vor negativ ist, was die Aktienmärkte unterstützt und eine Rallye auslösen könnte, sprechen unsichere Wachstumserwartungen für den Rest des Jahres 2023 eher für eine verhaltene Entwicklung. Zudem lassen saisonale Faktoren für die nächsten Monate eher schwächere Aktienmärkte erwarten.

Renten

Aufgrund unserer Zentralbankeinschätzung denken wir, dass sich die Zinsen in Europa und auch in Japan in nächster Zeit weiter nach oben bewegen könnten, während sie in den USA stabil bleiben dürften. Für US-amerikanische Unternehmensanleihen sind wir aufgrund einer möglichen Pause bei den FED-Zinserhöhungen, attraktiver Bewertungen und einer relativ gesehen günstigeren makroökonomischen Situation positiv gestimmt – trotz der Unsicherheiten rund um die US-Schuldenobergrenze und der eventuell noch nicht ausgestandenen Bankenkrise. Gleichzeitig sind wir aufgrund der Erwartung einer starken Neuemissionstätigkeit im Euroraum und sich verschlechternden Finanzierungsbedingungen für europäische Unternehmensanleihen negativ gestimmt. Für Schwellenländeranleihen sind wir positiv gestimmt. Durch die hohen Risikoprämien für Schwellenländeranleihen in lokalen Währungen könnten diese aus unserer Sicht besonders interessante Chancen für Anleger bieten, auch aus Diversifizierungsüberlegungen heraus. Die extreme Unterbewertung von Emittenten mit schlechterer Bonität relativ zu denen mit guter Bonität, die auf sich verschlechternde Finanzierungsbedingungen und hohen Refinanzierungsbedarf zurückführen lässt, könnte ebenfalls interessante Chancen bieten. 

Rohstoffe

Gegenüber Rohstoffen sind wir nach wie vor neutral eingestellt, da die kürzliche hohe Volatilität zur Vorsicht mahnt.

Liquidität Angesichts der attraktiven Renditen, insbesondere für kurze Laufzeiten von Emittenten hoher Qualität an den EU-Anleihemärkten, schätzen wir Liquidität relativ dazu neutral ein.

Rechtlicher Hinweis:

Die rechtlichen Hinweise zu den einzelnen Investmentfonds entnehmen Sie bitte dem Verkaufsprospekt/Fondsporträt. Lesen Sie dazu bitte auch die allgemeinen Rechtlichen Hinweise. Geäußerte Prognosen oder Erwartungen sind mit Risiken und Ungewissheiten verbunden und die tatsächlichen Entwicklungen können hiervon wesentlich abweichen. MEAG behält sich Änderungen der geschilderten Einschätzungen vor und ist nicht verpflichtet, diese Unterlage zu aktualisieren. Wertentwicklungen und Auszeichnungen in der Vergangenheit sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Wertentwicklungen und Auszeichnungen.

 

 

Expertenmeinung - "Politische Faktoren haben wir immer auf dem Schirm“

Expertenmeinung - "Politische Faktoren haben wir immer auf dem Schirm“

Stefan Amenda, Head of Equity & Multi Asset

Gleiche Voraussetzungen im Wettbewerb auf globaler Ebene – wie steht es wirklich um das Thema „Level Playing Field“? Die USA verfolgen eine sehr aktive Industriepolitik, China ist nicht weniger aktiv, eigene Interessen in den Vordergrund zu stellen. Nicht nur deutsche Unternehmen müssen schauen, wo sie bleiben. Wie professionelle Anlagemanager mit dieser Situation umgehen, erläutert Stefan Amenda, Leiter Aktien und Multi-Asset, im Interview.

Herr Amenda, Kohle, Stahl, Textil – die Produktion wurde aus Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten ins Ausland verlagert. Wie geht es Ihrer Ansicht nach mit der deutschen Industrie und insbesondere mit dem Automobil sowie Chemiesektor vor dem Hintergrund, dass die USA und China Interessen zugunsten ihrer heimischen Unternehmen verfolgen, weiter?

Die Herausforderungen sind bekannt. Die USA handeln entschlossener, wenn sie die Notwendigkeit dafür sehen, die heimischen Unternehmen und die inländische Arbeitsnachfrage zu stützen. Die Länder der europäischen Staatengemeinschaft hingegen müssen sich zuerst abstimmen und eine gemeinsame Antwort finden. Das wirkt bisweilen zögerlich. Gleichzeitig sehen wir, dass die weltwirtschaftliche Arbeitsteilung nicht nur zu Effizienz- und Spezialisierungsgewinnen führt.

Sondern?

Die Verflechtung mit anderen Wirtschaftsräumen geht auch mit Abhängigkeiten einher, die in manchen Situationen schmerzlich bewusst werden. Nämlich dann, wenn Lieferketten unterbrochen oder Marktzugänge erschwert werden.

Wo sehen Sie vor diesem Hintergrund Handlungsbedarf?

Gerade die deutsche Industrie ist seit jeher sehr exportorientiert und weiß um diese gegenseitige Abhängigkeit. Ob die Last der Anpassung auf veränderte Rahmenbedingungen allein von den Unternehmen getragen werden muss oder ob hier eine politische Unterstützung im allgemeinen Interesse erwünscht ist, muss am Ende die Politik entscheiden.

Kann Europa überhaupt mit gleicher Kraft dagegenhalten, wenn globale Supermächte ihre Industrien schützen und unterstützen?

Die USA haben mit dem „Inflation Reduction Act“ und dem „Chips and Science Act“ wirkungsvolle Instrumente geschaffen, ihre heimische Industrie zu fördern oder zu unterstützen. Allerdings gehören dazu auch in den USA produzierende Unternehmen mit deutschen Zentralen, sofern sie bestimmte Bedingungen erfüllen. Es geht dabei aber nicht nur um Arbeitsplätze in den USA, sondern auch um existenzielle Zukunftstechnologien, eine dezidierte Forschungsförderung und die Transformation der Energiewirtschaft.

Fehlen solche Instrumente in Europa?

Dies sind alles Themen, die auch bei uns nicht nur diskutiert, sondern ebenfalls gefördert werden. Gleichwohl gibt es Unterschiede in der Förderung oder Bevorzugung in den USA, China oder Europa. Das Thema „Level Playing Field“, also gleiche Voraussetzungen im Wettbewerb, wird heftig diskutiert. Und mit den neuen Herausforderungen kommen nicht alle Unternehmen gleich gut zurecht.

Was heißt das für Sie im professionellen Fondsmanagement?

Auch für uns ist dieses Umfeld sehr herausfordernd. Auf der einen Seite beobachten wir die geopolitischen beziehungsweise geostrategischen Faktoren, wie eben die Industriepolitik in den USA, die Antwort der Europäer, und dies wiederum mit Blick auf geopolitische, auch territoriale Ambitionen der USA und China. Auf der anderen Seite sehen wir bei den Megatrends neue Entwicklungen, zum Beispiel die aktuelle Diskussion um „Machine Learning“ und künstliche Intelligenz vor dem Hintergrund von ChatGPT.

Wie beeinflussen diese Faktoren Ihre Entscheidungen im Fondsmanagement?

Politische Faktoren haben wir immer auf dem Schirm. Wir analysieren alle Einflussfaktoren in ihrer Gesamtheit. Was bedeutet dies für die Geschäftsmodelle von Unternehmen? Wie kommen die einzelnen Unternehmen damit zurecht, wie passen sie sich an? Dies gilt es dann auf die Portfoliokonstruktion und Titelselektion herunterzubrechen.
Wir haben stets alles im Blick und treffen fundierte Entscheidungen, um unseren Auftrag gegenüber unseren Kunden allzeit bestmöglich umzusetzen.